Expert Talk zum Thema ReFuels: HVO, E10/E20 & Co. – die erneuerbaren Kraftstoffe zur Senkung der CO2-Emissionen kommen an die Tankstellen

Statements der Speaker

„Den Veranstaltern ist es gelungen, Vertreter der gesamten Kraftstoff - Wertschöpfungskette mit potenziellen Nutzern regenerativer Kraftstoffe in Kontakt zu bringen. Bei der Veranstaltung wurden pragmatische Lösungsansätze und Werkzeuge konkret vorgestellt und praxisorientiert diskutiert. Von größter Bedeutung ist es, den Anteil regenerativer Kraftstoffe schnell zu erhöhen, um die Fahrzeuge im Bestand vermehrt treibhausgasneutral zu betreiben. Dabei ist die größte Herausforderung, Motivationen zu wirtschaftlich tragfähigen Konstrukten werden zu lassen. Ich wünsche mir für die Zukunft den Mut aller Beteiligten, konkrete Schritte zu gehen.“

„Mit unserem erneuerbaren Diesel ermöglichen wir im Vergleich zu fossilem Diesel eine CO2-Einsparung von bis zu 90 Prozent über den gesamten Lebenszyklus des Kraftstoffs hinweg. Er kann damit einen wichtigen Beitrag leisten, um die Dekarbonisierungsziele im Straßenverkehr zu erreichen. Wir wünschen uns regulatorische Rahmenbedingungen, die einen uneingeschränkten Verkauf von erneuerbarem Diesel möglich machen.“

„Was das Thema alternative Kraftstoffe angeht, ist es wichtig, dass wir weiterhin technologieoffen denken. Wir müssen uns viel mehr öffnen für die vielfältigen Möglichkeiten, die wir jetzt schon an der Hand haben - im Dieselbereich und auch im Bereich Ethanol. Wir müssen schauen, dass wir uns bei den Refuels weiter aktiv einsetzen, weil die Bestandsflotte so riesig ist. Ich wünsche mir, dass wir nicht ein Ziel in ferner Zukunft anpeilen und erst im Jahr 2050 klimaneutral sein wollen, sondern dass wir schon heute alle Möglichkeiten nutzen, um CO2 einzusparen. Das sehe ich derzeit sowohl auf der europäischen Ebene als auch insbesondere auf der deutschen Ebene nicht.“

„Leider sind diese alternativen Kraftstoffe mit Bedenken versehen und an dieser Stelle finde ich hier diese Veranstaltung sehr gut und wichtig, weil hier eine Transparenz geschaffen wird, die auch zeigt, dass herkömmliche Verbrennungsmotoren mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können. Mein Wunsch ist, dass man unvoreingenommener an zukünftige Kraftstoffe herangeht, dass man offen ist für die Beimischung alternativer Kraftstoffe.“

„Mein Fazit dieser Veranstaltung ist, dass viele der anwesenden Fachleute meine Ansicht zu dem Thema teilen. Klar: ReFuels sind nicht die finale Lösung für das CO2- und Klimaproblem. Aber der Einsatz von alternativen Kraftstoffen ist sinnvoll und sehr kurzfristig möglich bei den Bestandsfahrzeugen, um den CO2- Fußabdruck zeitnah zu verringern. Dies wird aber im Moment aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen politisch behindert. Ich wünsche mir, dass bei dem Thema alternative Kraftstoffe weniger Ideologie und mehr Realismus einzieht.“

Ich beobachte, dass das Thema ReFuels in der breiten Öffentlichkeit nicht sehr präsent ist. Aber in Fachkreisen sehen viele ReFuels als eine weitere Option, die heute greifbar ist und schon jetzt einen Beitrag zur CO2-Reduzierung bei der Bestandsflotte leisten kann. Zugleich stellt sich die Frage, welche Mengen zu welchem Preis verfügbar sein werden.
Als Leiter der Abteilung Product Area - Air Quality & Sustainable Solutions bin ich technologieoffen. Gemeinsam haben wir bei Bosch daher den digitalen Kraftstoffzwilling entwickelt, der die Verwendung von ReFuels durch Unternehmen dokumentiert. Mithilfe dieser Technologie kann bilanziert werden, in welchem Maß sich die Nutzung CO2-reduzierter Kraftstoffe positiv auf die Klimabewertung eines Unternehmens auswirkt. Sollten CO2-reduzierte Kraftstoffe im Markt eine weitere Verbreitung finden, könnten wir diese Lösung auch extern anbieten. Ich möchte aufzeigen, welche Technologien und Möglichkeiten es gäbe, wenn der Markt das benötigt. Die technologischen Lösungen liegen vor. Der gesetzliche Rahmen ist aber derzeit noch unklar. Davon hängt ab, ob und in welchem Umfang sich ReFuels durchsetzen werden.

„Die Veranstaltung war eine sehr gute Kombination aus globaler Weitsicht und konkreter Praxis. Man muss nun die Entwicklung weiter fördern. Die Messe Frankfurt kann hier durch ihre globalen Aktivitäten und ihre sehr breiten Erfahrungen aus anderen Branchen einen großen Beitrag dazu leisten. Erfreulicherweise hält beim Thema ReFuels die Realität in den Überlegungen mehr und mehr Einzug. Eine Herausforderung ist nach wie vor die Belastung durch Ideologie und Regularien in und durch die EU. Für die Zukunft wünsche ich mir außerhalb der EU eine noch schnellere Skalierung, nicht nur in den Wachstumsregionen Asien und USA.“